Maxims Reise: Prolog
Bevor die erste Codezeile geschrieben war, bevor Dashboards oder Compliance-Checklisten auftauchten, war da nur Maxim – Anfang 30, Ukrainer, leise ehrgeizig und ein wenig fehl am Platz – in der Lobby der Frankfurter Zentrale von GlobalSecure Insurance. Der 27. Stock, Heimat der neuen Abteilung „AI Solutions“, wirkte unerreichbar hoch – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Während er auf seinen Ausweis wartete, blickte Maxim auf die Skyline der Stadt und fragte sich, wie ein Junior-Entwickler ohne jegliche KI-Erfahrung im pulsierenden Zentrum der deutschen Versicherungsbranche gelandet war – mit dem Auftrag, ein Geschäft zu „revolutionieren“, das älter war als die Unabhängigkeit seines Heimatlandes.
Er war mit einem Koffer, einem ramponierten Lenovo und einem Kopf voller Python-Grundlagen angereist. Die Stellenausschreibung hatte „bahnbrechende GenAI-Projekte, schnelles Lernen und ein Weltklasse-Team“ versprochen. In der Realität war das Team ein chaotischer Haufen: Bob, der Projektmanager mit einer Vorliebe für Buzzwords und einer Angst vor YAML; Laura, die Product Ownerin, die ihr Tablet wie ein Schutzschild trug; Anna, die Compliance-Beauftragte, die DSGVO-Artikel im Schlaf zitieren konnte; Kerim, der Business Developer mit einem Faible für Networking und Salsa-Clubs; Timo, der UX-Designer mit Hang zu Memes; Ray, der philosophische Tech Lead mit einem Hund namens Pythagoras; und Dr. Becker, der strenge Kunde aus München, der Erfolg an KPIs und Audit Trails maß.
Maxims erster Tag verging im Nebel aus Vorstellungsrunden, Sicherheitseinweisungen und Bobs großer Rede über „KI, die die Versicherungswelt revolutioniert“. Ray war unbeeindruckt und zitierte Alan Turing während eines Videoanrufs beim Gassigehen. Anna drückte Maxim eine DSGVO-Checkliste in die Hand. Kerim versuchte bereits, sich auf LinkedIn zu vernetzen. Timo kritzelte wilde Verschwörungsdiagramme aufs Whiteboard. Laura versuchte, die Stimmung hochzuhalten, aber selbst sie wirkte überfordert. Maxims Ziel war einfach: die erste Woche überleben, eine Sache über KI in der Versicherungswelt lernen und nicht gefeuert werden.
Er fand seinen Schreibtisch – eine Insel der Ruhe in einem offenen Meer aus Großraumbüro-Chaos. Die Kaffeemaschine röchelte. Die Klimaanlage war zu kalt. Doch als Maxim sein Notizbuch aufschlug und schrieb: „Tag 1: Keine Panik“, spürte er ein leichtes Kribbeln der Aufregung. Das war der Anfang von etwas Großem – einer Reise nicht nur in die KI, sondern in die Realität des Entwickelns, Ausrollens und Überlebens in der Welt der Unternehmens-IT. Er wusste es noch nicht, aber die kommenden Monate würden ihn von einem Anfänger zu einem Full-Stack-AI-Engineer machen – und das Team von einem Haufen Einzelner zu einer Truppe, die echte Innovation liefern konnte.
Jeder fängt irgendwo an. Dies ist Maxims Anfang.